Rote Sterne Vernetzungstreffen
Reisebericht zum Vernetzungstreffen 2024 in Ahrensburg beim Roter Stern Kickers 05 e.V. mit dem Programmschwerpunkt: FLINTA* im Vereinssport, sprich Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binär, Trans, und Agender Personen.
Kennenlernen
Wir wurden am Freitag Abend mit leckerem Chili sin Carne und Kaltgetränken im Ahrensburger Jugendzentrum (aus dem sich auch die Roten Stern Kickers gegründet haben) herzlichst willkommen geheißen. Wir haben uns nett mit anderen Roten Sternen in lockerer Runde ausgetauscht, viele waren sehr interessiert an uns, unseren Spaten und waren sehr beeindruckt von der Geschwindigkeit in der wir gewachsen sind. Wir unterhielten uns viel über unseren Gründungsprozess mit Menschen aus Hamburg, die überlegen dort einen Roten Stern zu gründen. Mit Ahrensburg, die auch RSK als Abkürzung benutzen – vielleicht müssen wir mal mit denen darum spielen, wer die Abkürzung verwenden darf – haben wir uns auch viel über deren Gründungsgeschichte unterhalten.
Am Samstag ging dann das Programm los und alle Vereine stellten sich in einer ausführlichen Kennenlernrunde vor: Leipzig als größter Verein mit 2000 Mitgliedern war mit 7 Menschen vertreten, FLINTA* Kick Hamburg mit Interesse einen Verein zu gründen, Kiel auch noch ganz am Anfang vom Gründungsprozess, Lübeck mit etablierten Strukturen und etwa 120 Mitgliedern, Ahrensburg Roter Stern Kickers mit 200 Mitgliedern als Gastgeber*innen. Flensburg und Berlin sagten kurzfristig ab, und Jena hatte keine Zeit, der Rest der Roten Sterne hatte sich nicht zurück gemeldet. Insgesamt waren wir 25 Personen beim Treffen.
Alle Vereine spielen hauptsächlich Fußball, bei einigen gab es derzeit schon FLINTA* Fußball, bei anderen ist es gerade in Gründung. Ansonsten sind in den anderen Vereinen unterschiedliche Spaten vertreten (z.B. Kneipensport, Handball, Triathlon,..). Nach dem Kennenlernen gab es einen Input zum Thema Diskriminierungsformen und Intersektionalität.
Input Spielrecht für TIAN* Personen
Christian Rudolph, externe Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt beim DFB, hat uns einen sehr spannenden Input zu seiner Arbeit und der 2022 erkämpften Spielrechtsreform gegeben. Leider wird zum nächsten Jahr die Stelle komplett gestrichen. In der Spielrechtsreform des DFB wird für den bundesweiten Fußball erstmals bundesweit einheitlich das Spielrecht im Amateurbereich für TIAN* Personen (Trans, Inter, Agender und Nicht-Binär) geregelt. Das Spielrecht setzt auf die Selbstbestimmung der jeweiligen Personen. Dadurch soll es Menschen die sich nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht identifizieren ermöglicht werden, am Spielbetrieb teilzunehmen. Damit sind aber bei weitem nicht alle Hürden beseitigt. Insbesondere weil die Landesverbände die Regelungen zwar übernehmen müssten aber scheinbar oft sehr unwillig sind diese umzusetzen. Ähnliches ist auch bei anderen Sportarten zu beobachten.
Workshops
Beim Workshop FLINTA im Verein und Spielbetrieb - wie ist es? Und wie soll es sein?* haben wir uns überwiegend über Probleme in den Vereinen aber auch mit Verbänden und anderen Vereinen ausgetauscht. In eigentlich allen Vereinen genießen die Männer die besseren Spiel- und Trainingszeiten, haben die bessere Ausrüstung, die besseren Plätze zur Verfügung, haben mehr Zuschauer*innen, werden wie selbstverständlich bevorzugt behandelt. Die FLINTA* Teams mussten sich in ihren Vereinen Mindeststandards gegen die Männer erkämpfen. Im Kontakt mit anderen Vereinen und dem sächsischen Fußball Verband kommt es häufig zu Transfeindlichkeit.
Beim Workshop Safer spaces schaffen - Awareness im Verein & Umfeld, wurde sich über Awareness Konzepte im Verein, an Spieltagen und auf Vereinsfesten, ausgetauscht. Aus mehreren Städten wurde von Exit-Strategien berichtet, die dafür da sind um z.B. auf rassistische, sexistische oder transfeindliche Diskriminierung am Spieltag reagieren zu können. Die Teams sind dabei auch bereit das Spiel abzubrechen, auf die Punkte zu verzichten und Strafen an den Verband zu zahlen.
Der Workshop Nicht dein Spiel – vom Mythos des Privilegienverlusts kam aufgrund mangelnder männlicher Teilnahme nicht zu Stande. Eigentlich sollte darüber gesprochen werden, dass es kein Privilegienverlust gibt, wenn die Frauen oder FLINTA*s im Verein das gleiche wollen, was auch die Männer haben, dies stellt eine Ergänzung und kein Verlust dar.
Kneipe und Party
Bei Kaltgetränken in einer schönen Hamburger Kneipe haben wir gemeinsam den Abend ausklingen lassen, uns weiter kennen gelernt und über unser Vereins- aber auch Privat leben unterhalten. Anschließend sind einige noch auf eine Soliparty ins SLOT gegangen.
Zukunft
Zum Abschluss des Treffen tauschten wir uns über unsere Ideen für die Zukunft der Vernetzungsstruktur aus. Alle waren sich einig, dass es ab jetzt wieder Jährliche Vernetzungstreffen geben sollte, nachdem es durch die Pandemie einige Jahre Pause gab.
Zur besseren Vernetzung wurden direkt Kontaktdaten gesammelt und überlegt wie wir die Kommunikationswege verbessern und Beziehungen vertieften können. Wodurch sich die Vision eines Dachverbandes der Roten Sterne abzeichnete. Dem roten Sternenhimmel, sozusagen.
Direkt sprudelte es an Ideen und Möglichkeiten die eine solche Vernetzungsstruktur mit sich bringen würde: eine Fortführung der Anlaufstellen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Unterstützung für neue und alte Rote Sterne, eine Internet Seite mit einer Übersicht aller bestehenden Roten Sterne, zusammen für unsere Werte einstehen und Haltung zeigen, eine gemeinsames Zeltlager, und so weiter. Auch die Integration anderer linker Vereine die nicht den Namen „Roter Stern“ tragen kam zur Sprache. Sternenhimmel und Kometen?
Als Thema für das nächste Treffen wurde über FLINTA* und BIPoC im Verein und Einsamkeit und Rechtsruck in der Gesellschaft gesprochen.
Abschließend möchten wir unseren Dank aussprechen an den Roten Stern Kickers Ahrensburg für die Organisation und die anderen Vereine für den wichtigen Austausch.