9.12.2023ValliRede, Winterfest

Winterfest Rede

Wir haben uns gegründet als Verein im Mai diesen Jahres. Haben den Sommer über draußen Tischtennis gespielt und Calisthenics gemacht. Wir haben ein wunderbares Sommerfest auf die Beine gestellt und uns und allen, die dabei waren einen unvergesslichen Abend bereitet.

Als der Winter kam sind wir in Sporthallen umgezogen, die Volleyballgruppe Volley vous ist zu uns gestoßen. Wir haben gemeinsame Fahrradtouren rund um Köln gemacht.

Das große Zusammenkommen war jedoch immer der monatliche Stammtisch. Hier lernen wir uns kennen und vor allem sind wir kreativ und überlegen, was wir machen wollen. Nach jedem Stammtisch gibt es neue Gruppen und Initiativen und neue Mitglieder. Hier wird deutlich, was es grade heißt der Rote Stern Köln zu sein.

Wir haben uns zusammengetan, vereint sozusagen. Das ist heutzutage ein revolutionärer Akt würde ich sagen. Denn die Zeiten verlangen von uns anderes, wollen, dass wir flexibel, belastbar, innovativ und so sind. Dass wir umziehen, wenn die Karriere ruft und uns vermarkten als die Attraktivste Option für den Arbeitgeber oder auch zum Daten.

Wenn wir uns zusammentun und offen und zugänglich einfach unseren Alltag schöner machen, dann ist das ein wiederständiger Akt.

Am Rande des Gründungstreffens kam die Frage auf, was für ein Motto wir haben könnten, denn große Vereine hätten ein Motto. Und wir könnten es auf jeden Fall (bald) mit dem Effzeh aufnehmen. Der Vorschlag mit viel Resonanz war: Trotz alledem.

Warum?

Es geht auf ein Zitat von Rosa Luxemburg zurück, dass sie in einem Brief an ihre Freundin schreibt, 1916, aus dem Gefängnis heraus:

"Dann sieh, daß Du Mensch bleibst: Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja heiter trotz alledem und alledem, denn das Heulen ist Geschäft der Schwäche."

Lasst uns das nicht falsch verstehen mit dem Heulen; Weinen ist natürlich wichtig, aber es sollte darum gehen nicht den Kopf hängen zu lassen, auch wenn man mal traurig ist. Und auch wenn die Zustände der Welt hoffnungslos machen.

Die Zeiten grade sind geprägt von Kriegen, von der willkürlichen Vernichtung von Menschen. In Deutschland wird unter dem Motto der Zeitenwende versucht die Leute zu begeistern zu kämpfen, dass wir unsere Körper willig hingeben. Vielerorts wird man in Arbeit, Schule und Universität aufgerieben, als ob man eine Maschine sei.

Sport zu machen aus Spaß, nur für uns Selber, macht uns zum Menschen. Zu spielen, zu tanzen, zu singen, fest und klar und heiter sein, miteinander, trotz alledem.

Und so kommen wir hier zusammen. An einem historisch nicht unwichtigem Ort. Wo heute das Naturfreunde-Haus Kalk steht stand vor 100 Jahren noch die Turnhalle des lokalen Arbeitersportvereins. Von den Nazis enteignet und im Krieg zerbombt, ging das Gelände schließlich nach dem Krieg an die Naturfreunde über. Und direkt wurde hier im Saal wieder Sport gemacht, den die Kalkar Alpinist*innen wollten sich ja auch im Sommer sportlich betätigen.

Als Roter Stern sind wir dankbar uns in diese Tradition stellen zu dürfen.

Guten Appetit.